Die meisten haben den Begriff wahrscheinlich schon gehört, auch wenn er eigentlich aus einem anderen Spiel entlehnt ist: Weenies. Als Weenies bezeichnet man in Magic the Gathering äußerst günstig zu beschwörende Kreaturen, die man in großer Stückzahl auf den Gegner hetzt. Spielern der First Edition mögen die Bezeichnung Mission Specialists und Support Personnel mehr sagen – also Personen, die man schnell ins Spiel bekommt und die allein durch ihre Masse dem eigenen Deck zu durchschlagendem Erfolg verhelfen. Spätestens im aktuellen Set In a Mirror, Darkly wurde der auch Weenie Rush gennanten Strategie ein Dämpfer versetzt. Doch schon vorher gab es Karten, die gezielt gegen eine zu große Anzahl an Personen mit Kosten 1 oder 2 vorgingen. Dieser Artikel soll einen Überblick zumindest über die Dilemmas geben, die sich diesem Thema annehmen – denn sie beeinflussen das Metagame am stärksten.
Kosten 2 oder weniger
Es gibt in der 2nd Edition eine unüberschaubare Zahl an Personnel, die lediglich 1 oder 2 Punkte kosten und meist kaum mehr als drei bis vier Fähigkeiten (Skills) aufweisen. Besonders nervig sind für den Gegner meist die 1er, die in großer Anzahl ins Spiel finden und kaum mehr zu stoppen sind, ohne dem Gegner ohne Ende Dilemmas zu legen. Erste Anfänge dieses Problem anzugehen gab es bereits im zweiten Set Energize, in dem mit Casualties of War und Training Accident zwei Killer-Dilemmas angeboten wurden, die auf einen Schlag bis zu drei Personen töten konnten – vorausgesetzt diese haben zusammen nicht mehr als 4 Kostenpunkte aufgewiesen. In Reflections und These Are the Voyages kam dann die Dual-Dilemmas Aftermath und Silent Attack hinzu, welche unter entsprechenden Bedingungen drei Personen stoppen konnten. Ähnlich funktioniert Dressing Down aus Call to Arms, welches drei Personen stoppt, falls ein einziger von ihnen nur 1 Kostenpunkt aufweist. Kurzen Prozess macht dagegen das Necessary Evil Dilemma In Training, welches für insgesamt drei überkommende Dilemma alle Personnel mit Kosten 2 oder weniger stoppt – zumindest für Planeten eine willkommene Alternative.
Eine konsequente Fortsetzung dieser Anfänge sind die drei Dilemmas Aftereffects, Preventative Repercussions und Captured by the Breen aus In a Mirror, Darkly. Ersteres und letzteres töten drei Personen, falls die Gesamtkosten nicht höher als 5 liegen – womit man also auch einzelne 1er Personnel nicht ohne Risiko einsetzen kann. Captured by the Breen dagegen nimmt drei Personen gefangen, falls deren Kosten insgesamt unter 5 liegen. Sehr interessant ist auch The Dal’Rok aus dem selben Set, welches die Gesamtkosten aller Personen im Mission Attempt betrachtet: Sind diese nicht höher als 17, so wird pro Heimatwelt eine Person getötet und das Dilemma kehrt zurück in den Dilemmastapel, um erneut zuschlagen zu können. Mit einem rein aus 1er und 2er Personen bestehenden Weenie-Rush-Deck hätte man kaum eine Chance, dem zu entrinnen...
Ein weiteres neues Dilemma, das gezielt Personen mit niedrigen Kosten betrifft, ist Dangerous Missions. Auf die Mission gespielt verhindert es bis zum Ende des Zuges, dass Personnel mit Kosten von 2 oder weniger ihre Fähigkeiten für das Überkommen von Dilemmas einsetzen. Durchaus auch für normale Decks ein harter Schlag, da 2er Personen meist in großer Stückzahl vorhanden sind. Besonders die TOS-Föderation ist dagegen anfällig, da durch ihr Upgrade (Sonderfähigkeiten nur beim Ausspielen zu Extrakosten einsetzen) die meisten Personen nur sehr geringe Kosten aufgedruckt haben. Full Security Alert aus Reflections und Security Weapon aus In a Mirror, Darkly sind Abwandlungen der Stopper- und Killerthematik, mit dem 0er Dilemma Nose to Nose aus Captain’s Log erhält man gegen Weenie-Decks größere Chancen zum Stoppen von Personen, da man meist nur 1er oder 2er ziehen kann und das Dilemma die Kosten vergleicht.
Gleiche Fähigkeiten, gleiche Attribute
Besonders die 1er Personnel, aber auch viele teuere Personen mit Sonderfähigkeiten haben nur maximal drei rote Skillpunkte. Die meisten Kadetten haben sogar gar keine. Dies lässt sich mit dem Dual-Dilemma Casualties aus These Are the Voyages und dem etwas günstigeren Planeten-Dilemma Charged-Particel Precipitation wunderbar ausnutzen, denn in diesem Fall wandert eine gestoppte Person gleich weiter in den Ablagestapel. Besonders gut auch mit dem Dilemma Tragic Turn aus Fractured Time kombinierbar, welches dann gleich eine weitere Person stoppt und tötet – also drei Personen weniger auf einen Schlag!
Die meisten Weenie-Personnel haben mindestens ein Attribut mit dem Wert 5. Diese Tatsache ist ein guter Ansatz für die Verwendung von Eye to Eye. Dieses Dilemma aus Reflections lässt bis zu zwei Personen mit einem zuvor genannten Attributwert stoppen. Ähnlich, aber die Fähigkeiten betreffend, funktioniert Heart to Heart aus Strange New Worlds. Hat man zwei Personen mit dem selben Skill, sind diese gestoppt. Besonders bei der mehrmaligen Verwendung der gleichen Person eine lohnende Karte, die auch gegen die meisten normalen Decks Erfolg hat. Denn je mehr Fähigkeiten die teueren Personen haben, desto eher finden sich diese doppelt wieder.
Personen-Memory
Überhaupt ist das Spielen mit mehreren gleichen Personnel gefährlicher geworden. Da man nicht-einzigartige (non-unique) Personen bis zu dreimal im Spiel haben darf, sind diese oft auch dreimal in den Decks zu finden. Bekanntestes Beispiel dafür ist Morik aus Necessary Evil, der durch seinen extremen Attributszuschlag zu den gefürchtetsten der Weenies gehört. Schon Parallels aus To Boldly Go ging dieses Thema an, indem der die Mission versuchende Spieler Karten seines Decks aufdecken musste und daraufhin alle Personnel stoppte, deren Kopien zutage traten. Aufgrund der begrenzten Einsetzbarkeit als reines Weltraumdilemma hat diese Karte aber zumindest in Deutschland kaum ein Turnier gesehen.
Einschlagender könnte dagegen die Wirkung der beiden neuen Exemplare Paradan Replicant und Paranoid Escape sein. Ersteres ist ein Dual-Dilemma, welche eine Person stoppt. Handelt es sich dabei um ein non-unique Personnel, so werden alle noch in der Hand und im Deck befindlichen Kopien aus dem Spiel entfernt! Hat man seinen Morik also erst einmal ausgespielt, so wird es für den Rest des Spiels auch bei einem Morik bleiben ... Das zweite Dilemma geht ein anderen Weg, hat aber kurzfristig eine ähnliche Auswirkung. Eine Person wird aus dem Spiel entfernt und Personen mit dem selben Titel dürfen nicht mehr ausgespielt werden. Glück hat auch hier, wer seinen Ersatzmorik bereits dabei hat, denn erst nach dem Lösen der Mission kann die ausgewählte Person wieder ins Spielgeschehen zurückkehren.
Kurzum, das Spielen mit besonders billigen Personen birgt einige Risiken in sich, auf die man sich entweder vorbereiten oder ihnen bereits beim Deckbau aus dem Weg gehen sollte. Dabei ist nicht mehr nur deren Einsatz in reinen Weenie-Decks, sondern bereits der einzelne 1er ein möglicher Schwachpunkt gegenüber gegnerischen Dilemmastapeln. Es gilt somit abzuwägen, ob sich die eingesparten Kosten auf lange Sicht nicht nachteilig auf die Geschwindigkeit des Decks auswirken – oder ob man sich gezielt darauf vorbereitet, in derartigen Situationen Alternativen zur Verfügung zu haben. Und nicht zuletzt spielt das lokale Metagame eine entscheidende Rolle, denn nicht jedes gute Dilemma wird auch benutzt. Warten wir ab, welche Spiel-Welten auf der
Grand Prix 2007 Convention im November aufeinander treffen werden!