Keine Zeit zu verlieren ...
Ein Becher Kaffee verhilft nicht nur am Morgen zu einem wachen Verstand, sondern erleichtert auch das Resümieren über eine der aktuell wohl einflussreichsten Karten im Metagame:
Tampering With Time. Denn nicht nur im Star Trek Universum verursachen Zeitreisen so manchem Protagonisten Kopfschmerzen, sondern auch in der Welt des STCCG konnten die verursachten Kausalitätsbrüche für schmerzvolle Erfahrungen sorgen. Grund ist, dass mit Tampering With Time eine der Grundprinzipien der 2nd Edition aus den Angeln gehoben wird, nämlich der stete Zugriff auf spielbare Dilemmas – was der Gegner zieht, ist i.d.R. unbrauchbar weil von langer Hand in der Zeitlinie herumgepfuscht wurde ...
Grund genug also, sich einige Gedanken zur Bekämpfung derartiger Zeitparadoxa zu machen. Dabei kann man zwischen drei grundverschiedenen Herangehensweisen unterscheiden, was es jedem Deck ermöglichen sollte, sich gegen Tampering With Time zu wappnen:
Event-Destruction
Die offensichtlichste Möglichkeit zur Störung eines Tampering With Time Decks liegt sicherlich darin, in erster Linie das Event selbst zu zerstören. Dafür bieten sich inzwischen zahlreiche Methoden an, beispielsweise in Frage kommen die Klassiker Amanda Rogers und Kevin Uxbridge sowie
Desperate Sacrifice gegen Event-lastige Decks. Ebenso genannt seien hier Affiliation-spezifische Karten wie Luther Sloane,
Korath, Negation Drone, Our Death is Glory to the Founders, Swagger,
Strafing Fire oder Far-Seeing Eyes bzw. Organized Terrorist Activities, die allesamt mehr oder weniger effizient mit unnatürlichen Phänomenen aufräumen können. Auch erwähnenswert sei
One-Upsmanship für den Fall, dass man selbst über ein Tampering With Time im Deck verfügt, wodurch man das gegnerische zumindest schnell wieder zurück ins Drawdeck mischen lassen kann. Ein klarer Vorteil dieser archetypischen Strategie liegt insbesondere darin, dass Event-Destruction inzwischen in sehr vielen Fällen von Nutzen ist und nicht nur Tampering With Time ein dankenswertes Ziel darstellt.
Interaktive Decks
Einen Nachteil hat ein auf Tampering With Time basierendes und mit
Running a Tight Ship kombiniertes Deck auch stets gegen jene Gegner, die ein sehr stark auf Interaktion basierendes Deck spielen. Meist gibt es einige wenige Personen (von der Starfleet Affiliation abgesehen), die zum „Tampern“ benötigt werden bzw. als Commander fungieren, wobei die Klassiker wohl
K’mtar, Korath,
Kirk oder Daniels sind. Wer von vornherein darauf aus ist, das gegnerische Personal durch Assimilation, Gefangennahme oder Tod aus dem Spiel zu treiben, kann den Gegner zumindest dazu zwingen, die entsprechenden Personen mangels Alternativen mit in den Missionattempt zu nehmen und sie den eigenen Dilemmas auszusetzen. Auf jeden Fall die Commanders erwischt man damit früher oder später. Effektiver gegen die Zeitreisenden dürfte es aber sein, mithilfe von
Assassinen auch an der sicher geglaubten Heimatwelt zuschlagen zu können. Alternativ verhelfen Provoked Attack,
Rash Aggression, Abduction,
Retaliation u.ä. zu mehr oder weniger gezielten Angriffen. Schlussendlich seinen zu den interaktiven Strategien auch jene Karten zu zählen, die gezielt bestimmte Personen beeinflussen, beispielweise
Stalling For Time zum Zurückschicken einer Person auf die Hand oder
The Muse, womit sich der Commander-Status aufheben lässt.
Dilemma-Manipulation
Mit gleichen Waffen zu schlagen ist ein Tampering With Time Deck natürlich auch. Dazu bieten sich zahllose Möglichkeiten der eigenen Dilemma-Manipulation an, wobei zuvorderst sicherlich
Unexpected Difficulties zum Nachziehen brauchbarerer Dilemmas geeignet ist. Erwähnenswert sind daher auch die Karten, mit denen man mehr Dilemmas einsetzen kann, also Complications, Endangered, Stir Crazy u.a. Auch hilfreich ist
Storage Compartment, mit dem sich nicht benutzbare Dilemmas für die spätere Verwendung an einer anderen Mission konservieren lassen. Drei weitere Karten sollen hier aber besonders hervorgehoben werden, da sie Tampering With Time gezielt ausbremsen können. In fast jedem Deck vorhanden ist
Machinations, mit dem sich ein Dilemma gezielt aus dem Dilemmapile downloaden lässt und somit Tampering With Time ad absurdum geführt wird. Großer Nachteil ist jedoch, dass man nur ein einziges Dilemma bekommt – da der Gegner aber im Anschluss wieder neu zu „Tampern“ beginnen muss, ist dies eine lohnenswerte Maßnahme. Als zweite Gegenkarte sei
Temporal Incursion zu nennen, mit dem man den Dilemmapile auf den Kopf stellt und praktisch von unten zieht – also genau von dort, wohin mit Tampering With die unliebsamen weil wirkungsvollen Dilemmas geschickt wurden. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass damit kein sinnvolles „Tampern“ mehr möglich ist, denn auch wenn man den Gegner einmal ausbluffen kann und die schlechten Dilemmas nach unten legt, so entwickelt sich das ganze schnell zu einem reinen Glücksspiel. Bedenkt man dies und die Tatsache, dass man ein Dilemma mehr ziehen darf, so ist Temporal Incursion für viele Decks eine sinnvolle Ergänzung. Bleibt zum Schluss noch das Interrupt
Temporal Delineation zu nennen, welches den Vorteil von Machinations in sich birgt und den Dilemmapile mischt sowie die ideale Ergänzung zu Temporal Incursion darstellt, da man einen Kostenpunkt mehr zum Spielen von Dilemmas verwenden darf (wenn man eine Person aus der Zukunft oder Vergangenheit kommandiert).
Wie man sieht, offenbaren sich einem also jede Menge Möglichkeiten, um auch in einem weniger spezialisierten Deck gegen Tampering With Time anzugehen – man muss sich nur darauf vorbereiten und schon in der Metagame-Phase seine Optionen prüfen. Viel Spaß beim Ausprobieren!
Ein Dank an dieser Stelle an Johannes Klarhauer, Sebastian Kirstein und Markus Eberlein, die sich an der von mir angeregten Forendiskussion beteiligt hatten, auf der dieser Artikel basiert.