STRATEGY


Ausblick auf das Metagame

Die Termine der German Opens stehen fest und damit erreicht die aktuelle Organized Play Saison eine neue Ebene. Mehr Preise als jemals zuvor winken den Teilnehmern und durch die Verschiebung des Releases von Strange New Worlds hat man ein letztes Mal die Chance, seine Erfahrungen gegen bekannte Strategien einzusetzen!

Warum das gut ist? Wenn man unvorbereitet auf eine neues Deck trifft, so steht man dem Gegner manchmal chancenlos gegenüber – doch keine Strategie ist unschlagbar und ohne den Vorteil der Überraschung kann man den Gegner plötzlich hinter den eigenen Linien treffen! Metagame ist hier das Schlagwort, nämlich zu erahnen was die Gegner spielen und bereits im Vorfeld Deck und eigene Strategie darauf auszubauen. Und zu wissen welche Decks gespielt werden ist nach den Landesmeisterschaften nicht schwer ...

click to enlargeDie Landesmeisterschaften in Hannover, Hamburg und Münster brachten zum Auftakt die heftig diskutierten Baraka RATS-Decks, sprich Integrity-Solver mit minimalen Crews und kaum nutzbaren Dilemmas durch Running a Tight Ship und Tampering With Time. In Berlin, Magdeburg und Koblenz dominierten ganz klar die Föderationsdecks, die entweder durch Kirk an schweren Dilemmas vorbeikamen oder sich mittels der seit langer Zeit populären Confessions in the Pale Moonlight und ähnicher Karten ihren Weg an den Dilemmas der Gegner vorbeibahnen. In Stuttgart und Kassel schließlich konnten sich Cardassianer-Decks auf den Siegerplatz spielen, was so manchen überrascht haben mag, da sie in der Vergangenheit wenig neue Unterstützungskarten zum Lösen von Missionen oder Überkommen von Dilemmas erhalten haben.

Werden diese Decks auch auf den Open gespielt? Sicher, mindestens eines dieser Decks wird auf jedem TOC auftauchen und um die obersten Plätze kämpfen! Um dagegen gewappnet zu sein, muss man sich also vorbereiten. Und dafür sollte man einen Blick auf die Stärken und Schwächen dieser Decks werfen:

Baraka RATS

click to enlargeDie Baraka-Rats Decks sind von allen Decks am homogensten, da hier kaum verschiedene Optionen zur Verfügung stehen, nachdem einmal das Optimum erzielt worden ist. Sie zielen darauf ab möglichst schnell die Baraka mit ihrem Captain, Bareil zum Erhöhen der Integrity und ein bis drei weiteren Personen zu staffen und dann mit Hilfe von Tampering With Time erst die Dilemmas des Gegners zu manipulieren und dann durch das dreimalige Ausspielen von Running a Tight Ship sämtliche Space-Missionen in einer Runde zu lösen. Für Tampering With Time kommen entweder die verschiedenen Mitglieder der Kira-Familie zum Einsatz oder aber die Karte The Play’s the Thing. Running a Tight Ship wird i.d.R. durch Party Atmosphere dreimal in einer Runde gespielt, um das Nullifizieren zu erschweren, da der Gegner dann keine Orders ausführen kann. Damit die RATS nicht The Dreamer and the Dream zum Opfer fallen, wird die Planet-Mission (Inestigate Maquis Activity) zum Schluss angegangen – durch die beliebig steigerbare Range der Baraka geschieht dies im Idealfall in einer Runde!
click to enlargeStärkste Karte gegen das Baraka-Deck ist sicherlich Machinations, um den Gegner gezielt zu stoppen, damit man in der nächsten Runde etwas gegen die RATS unternehmen kann. Nicht fehlen dürfen aber auch Karten wie Complications, Endangered und/oder Stir Crazy, damit man möglichst auch ein paar Dilemmas mehr legen kann – doch auch ein einfaches Racial Tensions kann schon genügen. Besser sind aber Walls wie Gravimetric Distortion, Graviton Ellipse, Maglock und sogar Gomtuu Shockwave (wenn man auch sehr aufmerksam auf die potentielle Integrity achten muss), wobei besonders die Damage-Marker der Baraka den Wind aus den Segeln nehmen können! Sehr effektiv aber oft zu langsam ist der Einsatz von Capture-Karten wie Apprehended, um z.B. den Sisko gefangen zu nehmen und damit die RATS wertlos zu machen. Auch One-Upsmanship ist nutzbar, durch die Order jedoch u.U. nicht wirksam genug. Allgemein hilfreich ist sicherlich der Einsatz von Amanda Rogers oder Our Death is Glory to the Founders, um bestimmte Events gleich aus dem Spiel zu werfen – oder man benutzt Far-Seeing Eyes zum Durchforsten des gegnerischen Decks, was sicherlich die besten Aussichten hat, da die Karten aus dem Spiel entfernt und damit auch für die bajoranischen Recycle-Strategien nicht mehr erreichbar sind.

Federation/Kirk

click to enlargeDie aktuell starken Föderationsdecks teilen sich in zwei Gruppen auf, nämlich die TNG-Decks mit hoher Integrity und die DS9-Decks mit hohem Cunning. Beide nutzen i.d.R. die Erde und haben somit auch Zugriff auf James T. Kirk, der sicherlich eine der stärksten Karten zum Überkommen von Dilemmas ist. Die TNG-Decks sind dabei meist geradliniger auf das Lösen ausgerichtet und nutzen Karten zur Erhöhung der Deck-Geschwindigkeit, wie beispielsweise Guinan und At What Cost? bzw. The Edge of Forever. Ein wesentlicher Bestandteil ist hier auch die ausgeprägte Dilemma-Manipulation des eigenen Dilemma-Piles, sprich diese Decks verfügen meist über einen höheren Anteil an Dilemma-Boostern wie Machinations, Endangered oder sind sehr schlank ausgelegt und damit schnell im Spiel.
Die DS9-Decks dagegen spielen stets mit Confessions in the Pale Moonlight und natürlich auch The Rite of Emergence. Ihre große Stärke ist das Überkommen gegnerischer Dilemmas durch zahlreiche Manipulatorkarten, die sehr kosten-effizient und daher schwer zu blocken sind.
click to enlargeGroße Schwäche des TNG-Decks sind die hohen Kosten für die wichtigen Personnel im Deck. Oft wird dem durch Common Ground begegnet, was man manches Mal auch für sich selbst nutzen kann. Gezielt bestimmte Personnel aus dem Spiel zu ziehen ist hier kaum wirksam, was sicherlich auch die ansteigende Beliebtheit der TNG-Solver erklärt. Dennoch kann man zumindest Kirk sehr gezielt angreifen, am besten mit Secret Identity oder Final Adventure – aber auch Personnel Duty ist hier hilfreich. Ist Kirk aus dem Spiel (Vorsicht, durch Edge of Forever kann er schnell wiederkommen!) so hat man es nur noch mit einem normalen Solver ohne besondere Stärken zu tun, sprich eine ausgereifte Dilemma-Strategie sollte einen solchen Gegner schnell in den Griff bekommen.
Anders sieht es mit dem DS9-Deck aus, für welches Dilemmas kaum ein Problem darstellen, da sie mit Confessions, Rite of Emergence, We Are Mutants, Security Drills und manchmal sogar Kirk über redundante Methoden zum Überkommen jeglicher Hindernisse verfügen. Am leichtesten zu treffen sind die Trills, die sich durch gezielten Einsatz von Secret Identity oder Kelvan Show of Force aussieben lassen – aber auch Racial Tensions finden oft ihr Ziel. Die Integrity der Personnel ist i.d.R. eher niedrig, womit Gomtuu Shockwave ein sicherer Treffer ist. Vorausgesetzt natürlich, dass man erst einmal Kirk aus dem Weg räumt (s.o.). Generell sind hier Dilemmas mit Attribut-Anforderungen die bessere Wahl, um die praktisch frei verfügbaren Skills eines solchen Gegners nicht zur Anwendung kommen zu lassen. Hilfreich ist also auf jeden Fall das Dilemma The Clown: Bitter Medicine, mit dem sich die Attribute weiter verringern lassen!

Cardassian Capture/Solver

click to enlargeAn dritter Stelle standen auf den diesjährigen Landesmeisterschaften die Cardassianer, die entweder dank ausgezeichneter Draw-Mechanismen und dem daraus resultierenden schnellen Zugriff auf wichtige Personnel wie Aamin Marritza und Elim Garak oder durch das effektive Capturen und damit Verlangsamen des Gegners überzeugen können. Sie sind am leichtesten anzugehen, da man sich durch das Event Rescue Captives gut gegen den Verlust von gefangenen Personen schützen kann und die Cardies mit einem hohen Maß an Leadership/Officer und Treachery durch zahlreiche Dilemmas anzugreifen sind. Ihre i.d.R. niedrige Integrity eröffnet weitere Möglichkeiten, wenn sie auf der anderen Seite auch über einige ausgezeichnet Missionen verfügen, die sich schnell und mit wenig Personnel lösen lassen. Die Gefahr geht somit am ehesten davon aus, dass man die Cardies und ihre Fähigkeiten zum Lösen unterschätzt, während sie jedoch trotz Marritza, Elim und Comfort Women eine Schwäche gegen viele Dilemmas aufweisen. Am gefährlichsten ist sicherlich ein gut laufendes Capture-Deck, weswegen man sich durch Rescue Captives oder breit angelegte Event-Destroyer darauf vorbereiten sollte.

Fazit: Die Territorial Opens werden trotz fehlender neuer Karten spannend und ein letztes Mal kann man sein Wissen und seine Erfahrung nutzen, um dem Gegner einen Schritt voraus zu sein. Viele Preise warten bereits auf die Teilnehmer und die Zeit ist reif, dass neue Gesichter ins Rampenlicht der internationalen Turnierszene treten!

Jaglom Shrek