STRATEGY

Einfach mal ein Deck bauen!

Vielen STCCG Spielern geht es ähnlich: Sie sind längst keine Schüler mehr, stecken mitten in der Endphase ihres Studiums oder bereits fest im Job und müssen nun Privatleben und Beruf miteinander in Einklang bringen. Mir selbst geht es da nicht anders und so kann ich gut nachvollziehen, dass es oft heißt „Ich kann nicht zum Turnier kommen, ich habe kein Deck“. Meist sind dies Spieler, die bisher sehr gewissenhaft ihr Deck erstellt haben und oft einige Zeit ins Testen investierten, um auch auf einem Turnier das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Dass es aber auch wesentlich schneller bei ähnlichem Ergebnis geht, möchte ich hier aufzeigen.

Zielvorgabe 1h

Durch meinen Job bin ich nur am Wochenende zuhause und habe auch in der Woche kaum die Zeit, mir den Kopf für das liebste Hobby freizumachen. Um also zu einem neuen Deck zu kommen, musste ich konsequent vorgehen und mir ein festes Zeitfenster zurechtlegen. In meinem Fall war das 1h für das Deck sowie weitere 30 Minuten für den Dilemmapile, denn zum Anlass eines Spieleabends musste ein neues Deck her und ich hatte bereits vor einiger Zeit alle meine Decks wegsortiert. Was also tun, um in kürzester Zeit ein Deck zu erhalten?

Research und Ideenfindung

click to enlargeUm schnell zu Entscheidungen zu gelangen, bedarf es zum einen relevanter Informationen und zum anderen genug Mut, einfach etwas auszuprobieren. Wenn ich mir auf die Schnelle ein paar Ideen holen möchte, habe ich zwei Quellen, auf die ich zurückgreife. Das sind zum einen die Decklisten großer Turniere, wie sie z.B. auf STCCG-Turnier.de oder für die EM auf unserer Partnerseite openCards zu finden sind. Ich schaue mir die Decks an, lese ggf. vorhandene Berichte zu den entsprechenden Turnieren und versuche zu verstehen, was sich die Erbauer dabei gedacht haben. Zum anderen nehme ich mir meine Kartenordner zur Hand und durchblättere sie, lese mir die Kartentexte mancher Karten genauer durch, stelle geistig die ersten Kombinationsmöglichkeiten zusammen. Wenn man das sehr schnell machen muss, so gibt es dafür eine Lösung, bei der ich mir den Aufbau der STCCG Expansions zunutze mache: Fast jede Erweiterung umfasst eine komplett neue Affiliation oder zumindest Fraktion. Statt nun alle meine Ordner durchzugehen, nehme ich mir einfach den zur Hand, in dem eine Fraktion neu eingeführt bzw. thematisch neu ausgerichtet wurde. In meinem Fall wollte ich die neuen Karten aus In a Mirror, Darkly ausprobieren – und stand vor der Wahl, eine der fünf Star Trek Crews zu spielen, die allesamt im neuen Set repräsentiert werden.

Starfleet aus dem Spiegeluniversum

Wirft man einen genaueren Blick in das aktuellste zurückliegende Set, so findet man tatsächlich zu jeder der fünf Fernseh-Serien fast die komplette Besatzung vor, teilweise zu ergänzen um die Karten aus Fractured Time. Und wie im TV üblich, sind die Crew auf das Lösen von Missionen ausgerichtet, sprich ein schneller Mission Solver war die am nächsten liegende Wahl. Ich entschied mich für Starfleet, deren handlose Strategie ich noch nie auf einem Turnier in Aktion gesehen hatte und unbedingt testen wollte. Ich nahm mir also den Ordner zur Hand und begann mir als erstes einen Überblick über die Personen und deren Skills zu machen. Oft hilft dabei eine einfache Strichliste, um schnell überblicken zu können, welche Skills sich potentiell für das Missionslösen einsetzen lassen. Mit den zahlreichen MACOs stand schnell Security auf der Agenda, außerdem bot sich die Kombination mit den MACOs aus These Are the Voyages an. Somit kam Ordner Nummer zwei ins Spiel, gefolgt von Ordner Nummer drei: To Boldly Go als Hauptressource der Starfleet Affiliation.

Von der Idee zum Deck

click to enlargeAls nächstes waren die Missionen dran, die vom Schwierigkeitsgrad und den Punkten zum Strafleet Personal passen mussten. Der Klassiker für MACOs ist Retrieve Material aus TBG, die der MACO Sean Hawkins alleine lösen könnte. Damit stand die erste Mission fest und ich konnte mich daran entlang arbeiten. Die Verwendung von Survey New World war somit nur logisch, denn für die ließ sich Sean Hawkins ebenfalls verwenden, es fehlte lediglich ein Officer. Mit Automated Repair Mission aus dem selben Set gab es eine Weltraummission, die ebenfalls Transporters erforderte, was den Einsatz von Sean Hawkins überaus effizient macht. Die MACO Amanda Cole ist der geeignete Kandidat als Unterstützung, denn sie bringt beide fehlenden Skills mit ein. Damit standen zusammen mit der Heimatwelt bereits vier der fünf Missionen fest – und das in weniger als zehn Minuten! Als nächsten Schritt folgte der Ausbau des Personals, bei dem ich nach der Grundregeln ausgehe, jeden für eine Mission benötigten Skill sechs Mal im Deck zu haben. Öfter sollte er auch nicht vorhanden sein, denn wenn man um die 20 Personnel im Deck hat, sollte man versuchen möglichst viele Skills für mögliche Dilemmas abzudecken. Es empfiehlt sich aber, hier nicht alles Können zu wollen sondern sich klar auf seine Kernkompetenzen zu konzentrieren.

Kernkompetenzen erkennen

click to enlargeJedes Deck sollte ein bestimmtes Thema verfolgen und basierend auf diesem Thema lohnt es sich, einen klaren Fokus zu setzen. Die Devise lautet also, bewusst „auf Lücke“ zu setzen. Dies hält das Deck klein und damit schnell und man kann sich auf seine Stärken konzentrieren, anstatt sich an den Schwächen abzuarbeiten. Schaut man sich die Starfleet Karten aus In a Mirror Darkly genauer an, so stellt man schnell fest, dass diese enormen Nutzen durch das Weglassen der Spielhand erzielen können. Zudem bietet sich durch die Alternate Universe und Past-Symbole die Verwendung von Karten wie Fitting-In aus Fractured Time sowie Standard Punishment aus dem neuesten Set an, um sich Skills und Attribute zu beschaffen. Um die Vorteile der fehlenden Hand zu erzielen, hilft Watch Dog die Interrupts zu lagern und Optimism aus These Are the Voyages die Hand an sich leer zu bekommen. Da man so massiv Karten ziehen kann, ohne sie ablegen zu müssen, kommt man schnell an bestimmte Karten im Deck, was die Steilvorlage für eine Kombination aus dem Event A Sight for Sore Eyes aus Captain’s Log (für fünf Punkte jede Runde) und At What Cost? aus Necessary Evil / Reflections 2.0 ist. Schnelligkeit ist somit eine klare Stärke, die allerdings zu Lasten einiger Skills geht. So ist Diplomacy und damit eine Schwäche gegen das Dilemma Gomttu Shockwave aus Call to Arms nicht von der Hand zu weisen. Wo es passte, ließen sich bestimmte Personen ohne Diplomacy gegen Personen mit Diplomacy austauschen (beispielsweise Hoshi Sato, Captain’s Woman gegen Hoshi Sato, Empress) – aber jetzt einfach mehr Personen ins Deck zu nehmen, hätte es zu Lasten seiner Schnelligkeit aufgebläht und die Wahrscheinlichkeit verringert, Personen zum Lösen der Missionen zu ziehen. Besser auf die Deckeigene Stärke und in diesem Fall die genannten Interrupts bauen. Ein Ratschlag, den man in jedem Deck beherzigen sollte!

Debriefing

Was an dem Deck nun noch fehlte, waren die fünfte Mission und Schiffe sowie die Dilemmaverstärker. Als letztere wähle ich immer Machinations sowie möglichst Endangered oder Stir Crazy zum Ziehen weiter Dilemmas. Als Alternative bot sich das neue Predicament an, für welches sich wieder die große Anzahl an Personnel mit dem Alternate Universe-Symbol bewährte. Zu den Schiffen gibt es nicht viel zu sagen, die I.S.S. Avenger und I.S.S. Enterprise passen perfekt. Lediglich die letzte Mission bereitete mir etwas Kopfzerbrechen und ich entschied mich nach dem Konsultieren einiger weiterer Ordner letztendlich für Advanced Battle Simulation aus Strange New Worlds, die auch wieder Engineer und Programming sowie als weiteren Skill Leadership benötigte – was sich zuammen mit dem Officer für Survey New World schnell auftreiben ließ. Fertig war das Deck! Und um noch einen Dilemmapile zu bekommen ging ich einfach nach dem Motto vor: „Alles was effizient stoppt und vielseitig einsetzbar ist.“ Limitert auf 40 Karten kamen schnell meine Favouriten zum Einsatz (z.B. Hard Time, Gomtuu Shockwave, The Caretaker’s „Guests“ usw.) und ich verzichtete auf besondere Kombinationen. Denn auch hier gilt: Einfach ausprobieren, denn meist zeigt ein Turnier viel besser zu behebende Schwachstellen auf als jede theoretische Überlegung. Viel Spaß beim nächsten Turnier!

Jaglom Shrek