STRATEGY

Win, Winning, Weenies


Weenies, einfach weltmeisterlich

Die EM und die WM sind vorbei, aber für die deutsche Spielergemeinde und alle interessierten Gäste steht das letzte, große Highlight der diesjährigen Saison noch bevor. Der Grand Prix in Celle, organisiert von Thorsten Wanek und seinen fleißigen Helfern, wird wieder einmal Freunde des Spiels aus der ganzen Republik zusammenbringen. Alte und vielleicht auch neue Ideen wird man bewundern können, aber leider wird uns die neue Edition nicht rechtzeitig erreichen. Es lohnt sich also ein Blick auf die Decklisten der vergangenen großen Turniere, um eine Vorstellung davon zu haben, welche Deckideen auf einen warten könnten. Voyager und die Föderation scheinen auf der Höhe ihrer Popularität. Es wird Zeit, dass Moral Choice und Shocking Betrayal endlich die Szene erreichen :-)
click to enlargeTrotz aller Versuche und einer hervorragenden Artikelreihe von Christian Zipper, scheinen die Solver auf dem Vormarsch. Die letzten beiden mir bekannten Turniere in den USA und in Hannover konnten von TOS-Solvern gewonnen werden und der Weltmeister konnte nicht nur den Titel nach Hause tragen, obwohl die Spieler versuchten sich nach seinem Day 2 Erfolg vorzubereiten, sondern mit einem identischen Deck ein prominent besetztes Turnier in New Jersey gewinnen. Das Deck besteht hauptsächlich aus 0er und 1er Weenies, kombiniert mit Kirk, Cluttering, Lwaxana, Mirror-Bashir und These Are the Voyages, sowie Brunt zur Zerstörung lästiger Events wie Machinations, etc.
Nun habe ich das Deck einmal abgekupfert und in einem Testspiel gegen meine Interaktions-Klingonen antreten lassen. Das Resultat verleitete mich zu dem Aufruf: „Alex, lass die Voyager im Heimathafen, dieses Deck ist noch schneller :-)“ Zwar konnte ich ein paar Mal metzeln, aber innerhalb einer Runde waren die Verluste ausgeglichen. Auch die Killerdilemmas wurden überkommen mit Kirk oder Cluttering, so dass ich über drei Tote pro Runde nicht hinaus kam. Einzig die etwas schwerere Mission Practice Orbital Blabla stellte ein gewisses Gefahrenpotential dar. Ein Stranden war aber durch die leicht zu besetzende Excelsior sehr unwahrscheinlich. Verwunderlich nur, dass niemand das Deck bisher hier ausprobiert hat. Vielleicht wartet damit nur jemand auf die richtige Gelegenheit, die sich nun auf dem GP bietet :-) Es ist also an der Zeit, sich über Gegenmaßnahmen Gedanken zu machen.

Counterinsurgency Program

click to enlargeMögliche Maßnahmen können natürlich zuerst bei der Ausgestaltung des Dilemma Piles getroffen werden. Die letzte Edition stellte dazu einiges an Munition bereit. Zu den bereits bekannten Aftermath, Training Accident und Casualties of War traten Captured by the Breen bzw. Aftereffects und Preventative Repercussions. Die beiden neuen letztgenannten Dilemmas sind keine Verstopfer, da sie bei einem Kostenpunkt von zwei Countern immer noch einen stoppen. Außerdem zünden sie bereits ab Kosten 5 der gezogenen Leute. Es empfiehlt sich also zumindest je ein Exemplar zu integrieren. Aber Obacht: Im Gegensatz zu 2er Stoppern wie Guess...? ist hier ein Entstoppen problemlos möglich. Captured by the Breen ist attraktiv, da es die betroffenen Personen direkt in den Knast befördert, woraus die wenigsten Decks sie wieder befreien können. Es funktioniert aber nur, wenn die Betroffenen höchstens Gesamtkosten von 4 aufweisen. Allerdings könnten hier die zur Zeit populären Infiltration Decks mit der Karte Set Up nachhelfen. Escape bedeutet hier erst einmal eine Rettung. Kann man günstig Interrupt-Verhinderer integrieren, sollte dies gegen die beiden Cheater Escape und Cluttering unbedingt geschehen. Hier bieten sich die üblichen Klassiker an: Mila, Amanda, Grav Plating Trap, TOS-Sisko, Swashbuckler und so weiter. Aber auch Kirk, die lebende Legende, macht den Dilemmas den Prozess. Er muss aus dem Attempt gefiltert werden, mit Dilemmas wie Personal Duty, An Issue of Trust oder The Caretaker’s „Guests“. Auch Dangerous Missions ist eine nette Ergänzung, die man als Ersatz für Harsh Conditions auch gegen Voyager Decks in Erwägung ziehen könnte. Immerhin bleibt das Dilemma bis zum Ende der Runde auch nach Komplettieren der Mission aktiv. Es ist allerdings anzumerken, dass gegen Voyagerdecks das Dilemma nur bedingt nützlich ist, da diese in der Regel über teureres Personal verfügen. Das letzte Schmankerl aus der neuen Edition ist sicherlich das (oder der?) Dal’Rok, welches das Deck gleich in doppelter Weise straft, da es gleich zwei Personen in den Tod reißt und auch noch in den Pile zurückkehrt. Aber auch hier muss auf alle Arten von Kirks geachtet werden.

Alt und bewährt

click to enlargeBereits die vorigen Editionen spendierten uns eine Reihe nützlicher Dilemmas, die dem Discountwahnsinn Einhalt gebieten sollten. Dressing Down stellte in dieser Hinsicht den Klassiker dar, der seinerzeit die beliebten TNG-Solver mit Davies oder DS9-Solver mit Mills und Paulson arg behinderte. Ich denke es lohnt sich ein Exemplar dabei zu haben. Zur Not hofft man auf sein Glück, denn jedes Deck verfügt über 1er Personal, so dass das Dilemma in keinem Fall vollkommen nutzlos wäre. Distraction könnte zuvorderst auch noch ein teures Personal herausfiltern. Auch In Training ist ein Anti-Weenie-Klassiker, der auch gegen normale Decks noch einige Leute stoppen kann. Gegen ihn sprechen aber die hohen Consume Kosten. Auf keinen Fall fehlen sollte natürlich das wiederauflebende Dilemma Skeleton Crew. Erwägenswert ist natürlich auch eine Kopie von Timescape zu integrieren. Beide Dilemmas können bequem mit Vault of Tomorrow gedownloadet werden, das im Zweifelsfall auch noch Swashbuckler oder Psychokinetic Control nutzbar machen könnte. Letzteres Dilemma ist auch sehr vorteilhaft gegen die ersten Attenpts bei Practice Orbital Schnickschnack. An dieser Mission, sowie jeder die Anthropology oder Astrometrics erfordert, zündet auch das in Deutschland noch nicht ganz so populäre Accelerated Aging, nur ein Dilemma unter der Mission hinterlassend.
click to enlargeBeim Integrieren von Anti-Weenie-Dilemmas muss man natürlich darauf achten, das richtige Maß zu treffen, sonst steht man gegen normale Decks erst einmal begossen da. Besonders attraktiv finde ich aber das Dal’Rok, da es sowohl Dual-HQ-Decks als auch Weenie Decks straft und somit eine erhöhte Wahrscheinlichkeit besitzt, sich auszuzahlen. Vielleicht noch jeweils eine Kopie von Dressing Down, Preventative Repercussions und Aftereffects eingesteckt, fertig. Ich spiele mit dem Gedanken Dressing Down noch durch ein zweites Exemplar des Dal’Rok zu ersetzen. Infiltrator Decks, die Set Up benutzen, sollten versuchen Captured by the Breen nutzbar zu machen.
Decks die über die Möglichkeit verfügen Events zu downloaden (K’mtar, K’Tal oder Mara z.B.) sollten vielleicht erwägen, eine Kopie des in Vergessenheit geratenen Crowd Controls mitzubringen. Die populären Dominion Decks à la Defiant oder Call to Arms könnten auch zwei Kopien des Events Battle Lust aus Necessary Evil für ein wahrlich festliches Gemetzel auffahren.

Fazit

Es bleibt aber anzumerken, dass natürlich die Spieler auf der WM von diesen Maßnahmen wussten und sie teilweise auch ergriffen. Trotzdem konnte sich das Deck durchsetzen. Herkömmliche Interaktionsdecks sehen gegen diese geballte Speedpower aus wie lahme Greise. Es ist schon ein verdammt gutes Deck, entwickelt und gespielt von einem ebenso starken Spieler. Man darf gespannt sein, ob ein vergleichbares Weenie-Deck den GP durcheinanderwirbelt oder ob sich das Metagame nach ersten vergeblichen Versuchen darauf einstellen kann.

Sebastian Kirstein