Der lange Weg von Holodeck Adventures

Lange Zeit war es eine Art Mythos, ein Überbleibsel aus der Zeit in der es noch kein Pokémon gab und Magic das einzige marktbeherrschende Sammelkartenspiel darstellte: Holodeck Adventures.
Ursprünglich als Erweiterungsset für das Star Trek: The Next Generation CCG gedacht und nach Q Continuum geplant wurde es durch die damals neuen Verträge mit Viacom verschoben und verschwand. Über die Jahre hinweg hielt sich aber dennoch das Gerücht dass Holodeck Adventures kommen und mit besonderen Charakteren wie dem sich selbst bewußten Hologramm Moriarty oder der verführerischen Minuet aufwarten würde. Und als Decipher schließlich nach über fünf Jahren (ursprünglich sollte es Ende 1996 herauskommen) tatsächlich bekannt gab dass Holodeck erscheinen sollte und neben den Programmen aus der Next Generation auch Deep Space Nine und Voyager abdecken würde war die Spannung unter den Fans riesengroß. Noch nie war ein Set so sehnsüchtig erwartet worden und noch nie waren die Erwartungen an die Qualität des Sets so hoch!
Nicht verwunderlich, wenn man bedenkt dass Holodeck Adventures schon seit 1995 in den Köpfen der Gamedesigner von Decipher herumspukte und schon damals die ersten Karten entworfen worden waren. Doch durch die neuen Verträge und die damit erfolgte Einbindung der Kinofilme und der beiden Serien Deep Space Nine und Voyager war einiges anders geworden, was sich nicht zuletzt in den ausgebauten Regeln und den damit verbundenen neuen Szenarien niederschlug. So schaffte es denn auch keine der damaligen Karten in der Originalfassung in das neue Set, hatte sich doch durch Special Downloads, Hidden Agendas, weitere Kartentypen und die neuen Affiliations das Spiel grundlegend geändert.

Decipher nahm die Wünsche der Fans dementsprechend ernst und ließ das Playtesting von Holodeck Adventures schon lange bevor The Borg in den Läden stand beginnen, um den Ansprüchen und Erwartungen gerecht zu werden. Konzentriert wurde sich dabei auf die beliebtesten Themen aus allen drei Serien, die in Form von neuen Holodeck Programmen den Weg ins Spiel fanden. Um diese herum wurden dann die entsprechenden Personnel ausgesucht und neue Spielelemente entwickelt.
So entstanden dann die Holopropgramme 221B Baker Street, Deadwood, Noah's Mountain Retreat, The Fortress of Doom un The Office of Dixon Hill, die als seedbare Incidents umgesetzt wurden. Sie bieten die verschiedensten Funktionen, lassen z.B. entsprechende Personnel wie Sherlock Holmes, Sheriff Worf oder Secret Agent Julian Bashir reporten oder sogar downloaden und thematisch bezogene Spielstrategien ausführen. Als besonderen Gag hat Decipher dabei sämtliche Karten des Captain Proton Programmes (The Fortress of Doom) komplett in schwarz-weiß gedruckt, da die Holodeck Passagen der entsprechenden Episode in Anlehnung an die Sci-Fi Serien der 30er Jahre ebenfalls in schwarz-weiß gezeigt wurden. So findet man neben weiteren Personas der Voyager Crew und den Delainey Schwestern als Twin Mistresses of Evil auch Chaotica und seinen Satan's Robot in diesem Set, womit es zur Freude der Sammler genau neun schwarz-weiß Karten für eine Ordnerseite gibt.
Besonders herausragende Karten sind in diesem Set schwer zu bestimmen, da die Auswahl der Personnel und der Effektkarten kaum Wünsche übrig läßt. Gelungenes Highlight ist diesmal allerdings die Ultra-Rare Dixon Hill, die trotz oder gerade auch wegen ihrer Spielstärke (er kann eine beliebige Mission alleine lösen!) vom überwiegenden Großteil der Spieler und Sammler begeistert aufgenommen wurde. Somit ist Captain Picards Personifizierung des Privatdetektives seit Dr. McCoy aus Trouble with Tribbles endlich eine Ultra-Rare die den allgemein hohen Preis wert sein dürfte.

Einziger Wehmutstropfen ist leider der diesmal gründlich verfehlte Import in den deutschsprachigen Raum, der neuerdings vom Großhändler Universal Cards durchgeführt wird. Während Holodeck Adventures in den meisten anderen Ländern pünktlich zum 21.12. vor Weihnachten in den Läden stand wartete man hierorts und in Österreich teilweise bis Mitte Januar auf die heiß ersehnten Karten. Zwar ist laut Aussagen von Universal Cards der Zoll für die Verzögerung verantwortlich zu machen, jedoch wurden selbst dann nur viel zu geringe Mengen ausgeliefert wodurch die Freude auf das neue Set bei vielen Spielern getrübt wurde.
Freuen konnten sich allerdings die Teilnehmer der Chase The Can Wohltätigkeitsturniere die am 15.12.2001 überall auf der Welt und so auch in Deutschland und Österreich stattgefunden hatten und auf denen man bereits vor dem Release für das Startgeld einiger Konservendosen in den Genuß der ersten Holodeck Adventures Booster kam!

Thorsten Wanek, Kartefakt Redaktion