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Sekt oder Selters
- Das Sealed Deck Format im Test



Es ist der Graus für jeden Meta-Spieler und lässt so manchen Profi das Fürchten lehren – das Sealed Deck Format. Nirgendwo scheiden sich die Geister so wie hier, denn Sealed Deck bedeutet Geld für etwas ausgeben was man eigentlich schon hat. Ausnahmen sind hier sicherlich die wenigen Pre-Release Sealeds die es manchmal zu bestimmten Anlässen gibt. Doch warum übt gerade das Sealed Deck Format eine derartige Faszination auf viele aus?

Zuerst einmal stellt es Profi wie Anfänger auf ein Ebene, zumindest was die zur Verfügung stehenden Karten angeht. Kein anderes Format schafft eine derartige Gleichberechtigung unter den Spielern wie es eine begrenzte Anzahl von Boostern und Startern tun können, denn damit steht auf einmal jeder wieder am Anfang. Es ist praktisch das Prinzip „Back to Basic“ was langjährige Constructed Spieler auf’s neue herausfordert und den Gelegenheits-Spielern die Möglichkeit verleiht einmal ganz vorne mitzuspielen.

Wie kann ich mit so einem schlechten Deck spielen?

Sicherlich fragt sich dass jeder der auf einem Sealed Deck Turnier zum ersten Mal seine Karten in die Hand nimmt. Doch sollte man nie vergessen dass es jedem Spieler so gehen wird! Ein Sealed Deck kann gar nicht perfekt sein, denn schließlich muss man hier mit dem auskommen was einem der Zufall schenkt – in den meisten Fällen also Selters statt Sekt.
Doch gerade hier kann der interessierte Spieler improvisieren, alte Karten auf’s neue entdecken und feststellen dass nie genutzte Möglichkeiten plötzlich eine ungeahnte Stärke entwickeln. Auf einmal ist The Phage eine wahrer Superkiller und Loss of Orbital Stability entscheidet über Sieg oder Niederlage!
Beim Sealed ist es wie bei keinem anderen Format wichtig ein aufmerksames Auge auf jede seiner Karten zu werfen. Nicht selten wird man kleine Schätze unter ihnen finden über die man beim Bau eines Constructed Deck lächelnd hinweggeht.

Doch auf einige Dinge sollte man achten, egal ob nun ein OTSD, Warp Speed oder Booster Draft: Alles hängt von der Geschwindigkeit ab! Beim Sealed muss man etwas riskieren und darf nicht seine ersten Runden damit verschwenden um nach und nach Personnel zu spielen und dem Gegner zuzusehen. Red-Shirting ist angesagt, denn häufig wird der Gegner bluffen und seine Dilemmas mit Misseeds ergänzen – schließlich wirkt nichts so abschreckend wie vier Karten unter jeder Mission!
Jedes Cardpolay zählt im Sealed Format, daher sollte man tunlichst vermeiden sein Deck unnötig mit Events und Equipment zu verstopfen. Where No One Has Gone Before oder Q Net machen Sinn, aber Captain’s Log oder Static Warp Bubble sind meist unnütz. Interrupts dagegen können in vielen Situationen helfen, wobei man auch hier nicht zu viele nehmen sollte. Scans bringen meist keinen großen Vorteil, vor allem da sie oft zu spät auf die Hand gelangen. Dagegen sind Temporal Rift, Rogue Borg Mercenary oder Wormhole ebenso wie die Counter Amanda Rogers und Kevin Uxbridge absolute Top-Favouriten für jedes Deck!
Der Großteil des Decks sollte aber auf jeden Fall aus Personnel bestehen, wobei man versuchen sollte ohne eine Three-Way-Treaty auszukommen, verhindert dieser doch das Lösen gegnerischer Missionen. Das Personnel muss sich natürlich an den Missionen orientieren, aber ebenso sollte man je nach Format etwas gegen typische Dilemmas mitbringen. Generell gehört jeder zur Verfügung stehende Diplomat ins Deck, ansonsten sollte man die Basis-Classifications MEDICAL, SCIENCE und SECURITY ebenso wie OFFICIER mehrmals integrieren.
Weiterer wichtiger Bestandteil sind natürlich die Schiffe. Hier gelten zwei Grundvoraussetzungen: Sie sollten einfach zu staffen und vor allem schnell sein. So gehört ein Romulan Scout Vessel fast immer zur besten Wahl, benötigt es doch lediglich einen Romulaner und verfügt über eine fantastische RANGE von 9! Große D’deridex Schiffe sehen zwar gut aus, aber erfordern im Normalfall allein vier (!) Runden um flugfähig zu sein, verliert man bei einem Mission Attempt ein Personnel ist man sogar im Nu gestrandet...
Um in Formaten ohne Spacedoor oder seedbares Schiff nicht warten zu müssen bis man eines zieht sollte man seinen Außenposten übrigens nach Möglichkeit immer an einer Planet Mission seeden. Sowieso sollte man nach Möglichkeit alle spielbaren Außenposten benutzen die man zieht, kommt man so doch schneller an einen beliebigen Ort der Spaceline. Lediglich der Ferengi Trading Post ist weniger geeignet, kann doch hiervon auch der Gegner profitieren – davon abgesehen dass so mancher Spieler sein Personnel aufgrund eines dortigen Handgemenges verloren hat...

Magic Bullets im Sealed???

Das Problem eines jeden Sealed Decks ist der Mangel an Dilemmas, sieht man mal vom Voyager Warp Speed Szenario ab. Darum sollte man versuchen jedes Dilemma zu bekommen an das man herankommen kann, sprich beim Booster Draft oder Open Trading lieber andere Karten passieren lassen oder vertauschen, denn gute Walls spielentscheidend. Oft können sich ein Executive Authorization, ein Shaka, When The Walls Fell oder ein Spatial Rift zu undurchdringbaren Walls entwickeln – und besser man hat sie selbst als der Gegner!
Damit man selber weniger Dilemmas zu überkommen hat sollte man nach Möglichkeit auch mit einer unbalancierten Spaceline spielen. Hat man gute Space-Missionen nimmt man davon sechs ins Decks, ansonsten tun es auch sechs Planeten – denn jedes andere Dilemma ist ein Dilemma weniger! Spielt man in einem Format mit Balancing Act sollte man aber tunlichst ausgewogen spielen – es gab schon Spieler die in der ersten Runde –100 Punkte durch Balancing Act hatten...

Ebenso sollte man auf andere Karten achten die im Constructed zum Standard gehören. Fair Play ist in den wenigsten Formaten dabei, also ist Mission Stealing angesagt! Zwar darf man keine Misseeds mehr unter gegnerische Missionen legen falls man diese lösen möchte, aber ein- bis zwei einfache Dilemmas die der Gegner nicht kennt schaffen den Unterschied. Hat man viele ENGINEERs so legt man ein Make Us Go, bei vielen MEDICALs kann man mit einem Hippocratic Oath bluffen!

Zieht man andere Referee Cards hat man meist den Überraschungsvorteil, denn In The Zone, Operate Wormhole Relays oder The Big Picture können so manchen Gegner aus der Verfassung und ihre Strategie zum Erliegen bringen. Ebenso gehört die Alternate Universe in jedes Deck, hat man sie denn gezogen. Gegen Temporal Rift, Revolving Door und Q Net ist sie oft das einzige Mittel!

Wo spielt man Sealed?

Sicherlich wird auf den meisten Turnieren das Constructed Format gespielt, dennoch gibt es vereinzelt immer wieder Sealed Deck Turniere. Besonders auf Conventions oder speziellen Veranstaltungen wie der Deutschen Meisterschaft gibt es meistens ein Sealed, und hier sollte man immer zuschlagen, bekommt man doch das Spiel-Material meist weit unter Ladenpreis! Auch besondere Release-Sealeds sind immer wieder interessant, kennt doch meist niemand die Karten und auch hier ist das Material meist günstiger.
Auf jeden Fall aber ist es herrlich Auge in Auge mit dem ärgsten Constructed Gegner zu sitzen und ihn plötzlich schwitzen zu sehen! :-)

Jaglom Shrek