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Impressionen vom Grand Prix

Es war mein dritter Grand Prix, wenn ich nur die in Celle zähle. 2004 bin ich an zwei (oder sogar drei??) Tagen mit dem Auto hin- und hergefahren, 2005 gab ich mir die volle Dröhnung, und meinen Mitinsassen in der Jugendherbergszelle die volle Schnarchung, 2006 musste ich pausieren, und diesmal war wieder eine Übernachtung dabei, ich nahm allerdings nur an den beiden “großen” Turnieren teil.

Die Anreise war mal wieder ein bisschen stressig, weil das Damokles-Schwert der zu späten Anmeldung über uns schwebte, aber irgendwie klappte es, und gleich in der ersten Runde des Grand Prix spielte ich gegen einen meiner direkten Gegner aus der “Experienced”-Gruppe, Jens Beilstein, dessen Dominion-Defiant-Deck ich recht gut niederstrecken konnte. Mein Deck lief wie geschmiert, und bei seinem ersten Attempt schickte ich ihn gleich “where no one has gone before”, weshalb er über die erste Mission auch nicht hinauskam. Gleichzeitig hatten Sandra und Oliver ihr jeweils erstes Spiel verloren, ich wähnte mich also schon fast im Finale...

Es lief aber wie so oft: Durch den Sieg rutschte ich in die bessere Hälfte, war auch noch so blöd, mich zu beschweren, weil mir gegenüber mit Christian Volkwein jemand saß, der die erste Runde verloren hatte, was normalerweise nicht so sein sollte, und nachdem die TDs die Notbremse gezogen hatten, bekam ich stattdessen Sonny Jensen zugeschoben - und meine nette Starthand konnte ich auch vergessen. Gegen Sonnys Borg-Solver à la Unimatrix (allerdings seltsamerweise ohne Energize) konnte ich zwar bei dessem ersten Attempt vier Borg töten, doch lösen konnte er danach noch, und ich sah auch sonst keine Sonne. Erst sehr spät gelang es mir durch Gangster’s Welcome seine Quintessence und ein Unimatrix zu zerstören, aber da war eigentlich schon alles entschieden.

Also rutschte ich wieder zu den etwas schlechteren (oder zumindest bisher ausgeglichenen) Gegnern, was überraschenderweise Thorsten Wanek bedeutete, gegen den ich zuvor noch nie gewonnen hatte. Ich war aber vorgewarnt, daß er Klingon Battle spielte und schickte mein Schiff meist nur mit elf Personen oder so in die Fremde, wodurch ich immerhin einen Modified Win einfahren konnte...

... und in der nächsten Runde bei Thorstens kleinem Bruder Marwin landete, der einen Voyager-Solver spielte, wie man ihn bei Thorsten und Sandra schon zur Genüge gesehen hatte. Auch Marwin widerfuhr eine Begegnung mit meinen garstigen Dilemmas, konnte aber zumindest einmal auch sehr zu meiner Verwunderung einfach lösen. Bei meiner zweiten Mission legte er mir offen ein “No Kill I” hin, und ich klärte ihn darüber auf, daß man die Dilemmas verdeckt hinlegt, was ihn aber nicht kümmerte. Also kirkte mein “Original Thinker” das Dilemma weg und ich löste. Bei der nächsten Mission passierte dasselbe wieder, diesmal hatte ich keine Hand und Marwin fühlte sich mit “Gorgan” auf der sicheren Seite. Ich sagte: “Marwin, lern das Spiel!” und er nahm den Gorgan schnell wieder zurück, um noch ein weiteres Dilemma hinzuzufügen. Leider versagte mein Kirk aufgrund meines Fair Plays nun, und ich verlor das Spiel. Damnit!

Spiel fünf gewann ich, ich glaube gegen Alex Mosbacher, und bei Spiel sechs saß mit Michael Mittelstedt mit dem Quark-TOS-Deck von Caleb Grace gegenüber. Bei Mittelstedt bin ich nicht so kulant wie bei Marwin, und so verwehrte ich ihm schon in der ersten Runde einen zu spät angesagten Upgrade der TOS-Erde, um zwei Karten zu ziehen, weshalb er etwas zerknirscht war und ich befürchtete, daß sich dies irgendwann rächen würde, wenn ich mal etwas ungeschickt beim Spielen sein sollte (Marwin hat mir auch irgendeinen dummen Spielfehler durchgehen lassen, aber das nur am Rande). Doch ich gewann souverän, und da Sandra generell ziemlich abgeluhst hatte und Oliver Thust nur kurze Zeit dachte, mit drei gewonnenen und drei verlorenen Spielen könne er so wie ich 13 Punkte haben, durfte ich dann in der ersten Finalrunde wieder gegen Jens Beilstein antreten, was mich recht kalt ließ, viel wichtiger erachte ich zu diesem Zeitpunkt, daß Johannes Klarhauser in einem anderen Viertelfinalspiel gegen Sonny Jensen gewinnt, damit nicht auch mein zweiter Finalgegner derselbe ist wie in Runde zwei.

Doch soweit kam es nicht, denn obwohl ich Jens erneut dahin schicken konnte, wo er zu Beginn des Tages schon mal gewesen war (“Where no one has Gone Before”), funktionierte mein Deck nicht so richtig, und während meine Dilemma-Manipulatoren auf sich warten ließen oder suizidalen Jemmies den Ruhm der Founder einbrachten, musste ich ein verfrühtes “Outmatched” mit einigem Konsum legen, was über die Schaufelmaschine Defiant dann mein Grab bedeutete.

Danach spielte ich noch zum Spaß gegen Christian Volkwein, versagte aber aus irgendwelchen Gründen, was mir die Häme von Matthias Herath einbrachte (der nicht in die zweite Runde der Finals gekommen war, aus unerfindlichen Gründen am nächsten Tag aber als Spieler des Jahres ausgezeichnet wurde, und offenbar nur darauf wartete, Gevatter Steilbein* nach seinem Grand-Prix-Gewinn nach Hause fahren zu dürfen)

*Dieser Spitzname nach dem “Kentucky schreit Ficken”-Prinzip war mein zweitliebster, der liebste war natürlich “Shark Mütze”.

Am nächsten Tag war alles viel entspannter, ich konnte nach dem ausgiebigen Frühstück noch sehen, wie Stefan Raab und Elton in Synchron-Turmspringen unterschiedlich gute Leistungen zeigten, und ging dann in aller Ruhe von meinem etwa einen Kilometer entfernten (aber 15 Euro billigerem) Hotel zum Turnierort, um den Farpoint Draft zu absolvieren.

In der ersten Runde trafen meine Klingonen auf Sonny Jensens Borg, und ich konnte mich wie später auch bei einem Spiel gegen Marwin Wanek für die Niederlagen an meinem ersten Tag revanchieren. Leider gab es dafür am zweiten Tag zwei neue Niederlagen, zum einen gegen Sandra (die nach meinen Vergleichen mit Oberschwester Pulaski an Tag eins ihre Frisur verändert hatte), danach auch noch gegen Thomas Schneider, bei dem man übrigens am Geräuschpegel jederzeit garantiert erkennen kann, ob er gerade gewinnt oder verliert. Somit hatte ich acht Punkte, aber aus irgendwelchen Gründen (will gar nicht mal ausschließen, daß ich das Padd dusselig ausgefüllt hatte) wurde mein letztes Spiel gegen Marwin für diesen gewertet, so daß ich bis jetzt nicht weiß, welchen Platz ich eigentlich gemacht habe.

Danach gab es noch das übliche Award-Spielchen, wobei weder meine traditionelle Selbstwahl noch die an Gegner verteilten Schokoladen-Autos mich als Spielerliebling gegen Johannes Klarhauser bestehen ließen, der wahrscheinlich von beiden Engländern eine Stimme bekommen hatte, während die eine Hälfte meines Fanclubs (Hagen Wendt) gar nicht gekommen war und die andere (Markus Eberlein) offenbar inzwischen erwachsen genug geworden war, eigene Entscheidungen zu treffen. Naja, man kann nicht alles gewinnen.

Ich durfte übrigens den Preisträger des “Player of Honour” verlesen, bei dem ich davon ausging, daß es jener Engländer sein würde, dessen Wohnort weiter weg von Celle ist. Mann, lag ich daneben! Einige der Award-Entscheidungen litten diesmal stark darunter, daß man sich wohl nicht wiederholen wollte (in zwölf Jahren bin ich dann wohl “Player of the Year”), und beim Newcomer wollte man sich wohl auch nicht wieder dem Vorwurf der Vetternwirtschaft stellen, weshalb der Viertelfinalist Marwin Wanek schnöde übergangen wurde (der sogar gegen MICH gewonnen hat - muss also ein Superspieler sein).

Alles in allem war der Grand Prix aber wie immer eine Reise wert, und nächstes Jahr werde ich dann mal versuchen, bei der Gesamtwertung ein Wort mitzureden.

Meine ganz persönlichen Awards:

Thomas Vorwerk