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Grand Prix Con 2006

Der Grand Prix 2006 stand an, und auch dieses Jahr hatte ich mir fest vorgenommen an allen Turnieren teilzunehmen, auch wenn darunter Schlaf und Konzentration leiden sollten. Wenn ich schon knapp fünf Stunden Anreise auf mich nehme, dann will ich ja schließlich auch soviel wie möglich mitnehmen.

Mit luxuriösen fünf (jedoch teilweise ungetesteten) Decks für vier Constructed-Turniere in der Tasche gings ab nach Celle. Das Random Affiliation Constructed zum Einstieg ging dann auch erst mal gründlich in die Hose. Mit den mir zugelosten Klingonen war ich eigentlich ganz zufrieden, allerdings hab ich sowohl beim Deckbau als auch beim Spielen kläglich versagt. Ich spielte ein ähnliches Kampfdeck wie bei der EM (also in den meisten Punkten dreistest bei Ulf Benjes geklaut), leider diesmal etwas weniger erfolgreich. Das lag zum einen daran, dass das Deck zu aufgeblasen war mit Karten die völlig unnötig waren, zum anderen an meiner erbärmlichen Spielweise. Downloads vergessen, wenn doch drangedacht die falschen Karten geholt, gekämpft wenn ich Missionen hätte machen sollen, und umgekehrt. War halt doch schon eine Weile her seit ich das Deck zuletzt gespielt hatte. So verlor ich dreimal völlig verdient: gegen Thomas Schneiders Ferengi (einziger Trost: einen Bodenkampf trotz dreier gegnerischer Ferengi-Peitschen gewonnen), gegen Christian Zippers Bajoraner (die mich zu meiner Schande auch für 15 Punkte im Bodenkampf besiegten), und schließlich gegen Thorsten Waneks Voyager-Crew, die sich erfolgreich im Deltaquadranten vor mir verstecken konnte. So landete ich mit 3 Punkten aus 3 Spielen im Niemandsland der Tabelle. Ein Auftakt nach Maß sozusagen.

Im Multiplayer Teamplay erging es mir nicht besser. Da mein ursprünglich eingeplanter Teampartner Nick Yankovec und der Rest der Londoner Spieler kurzfristig absagen mussten, hatte Stefan Perau das zweifelhafte Vergnügen mit mir ein Team bilden zu dürfen. Da wir unsere Decks nicht abgesprochen hatten und Stefan ohnehin nur ein Solverdeck dabei hatte, packte auch ich mein schnellstes Deck (Kadetten) aus, um den zu erwartenden interaktiv spielenden Gegnern vielleicht durch die Flucht nach vorn einen Strich durch die Rechnung machen zu können. Leider waren wir mit dieser Taktik nur mäßig erfolgreich: Gegen Jirka Paska und Jens Petritzki war es nur eine Frage der Zeit, bis einer von uns den assimilierenden Borg zum Opfer fiel. Wir schafften es immerhin, vier Missionen zu lösen und einen Full Win der Gegner zu verhindern. Nach dem Bye in der zweiten Runde durften wir dann zum Abschluß gegen Christian Zipper (Klingonen) und Oliver Thust (Romulaner) ran. Auch hier gabs für uns nicht viel zu ernten, und wir mussten uns erneut modified geschlagen geben.

Natürlich hab ich es auch dieses Jahr nicht geschafft die Decklisten für den eigentlichen Grand Prix daheim vorzubereiten, so dass das Schreiben derselben mal wieder erst spät nachts bzw. früh morgens vor dem Turnier geschehen musste. Die Kombination aus Übermüdung und Faulheit war es dann, die dafür sorgte dass ich mein Spaßdeck (zumindest bezeichne ich meinen Dabo-Verhau als solches), und nicht das eigentlich wesentlich schnellere, oder zumindest zuverlässigere Kadettendeck an den Start brachte. Der Schreibaufwand für Dabo! war nun mal wesentlich geringer als bei den Kadetten - Quark x3, Morik x3, Kol x3, etc. Ohne Illusionen auf einen vorderen Platz, angesichts des auch ohne die erwähnten Ausfälle hochklassig besetzten Feldes, warf ich mich ins Turniergeschehen.

Runde 1: Ulf Benjes (Klingonen/Romulaner)

Da waren sie wieder, meine drei Probleme: Klingonen, die mir die Ferengi-Ohren noch länger ziehen wenn ich meine Homeworld verlasse; Romulaner, die genug Bonuspunkte für einen Timed Win produzieren wenn ich sie nicht verlasse; und gefühlte dreitausend Equipment-Karten die dank Korath meine kostbaren Events karpott machen. Nachdem ich gegen Ulf auf der EM noch ein höchst amüsantes True Tie (0-0) rausschinden konnte, musste ich diesmal aufgrund mangelhafter Gelegenheit zur Event-Zerstörung meinerseits doch irgendwann mal eine Mission lösen. Die ersten 5 Dabo-Versuche gingen auch gleich alle daneben, dann konnte Ulf mein Dabo und meine Rule 141 zerstören. Glücklicherweise konnte ich ihn aber im Gegenzug auch recht gut durch Dilemmas aufhalten, und meine Events über Ishka/Mardah wieder aus dem Discard Pile zurückholen, so dass ich am Ende einen Timed Win erzielte.

MW, 70-35

Runde 2: Thomas Schneider (Romulaner/Cardassianer)

Thomas spielte Romulaner mit Bonuspunkten, die er entweder für Endangered oder den neuen Picard einsetzen wollte. Zunächst einmal aber wurde damit die Cardie-Kira bedient, die sich dafür Spock, Picard und Mila zum Schnäppchenpreis besorgte. Zu Thomas’ Pech fand er erst sehr spät ein Getting Under Your Skin, so dass er seine Endangered zunächst nicht einsetzen konnte. Hin und wieder konnte ich eines dank Worth the Price zerstören oder es Brunten, was mir letzten Endes die nötige Sicherheit gab um meine wie immer per Dabo und Malcolm Reed bearbeiteten Missionen in letzter Minute noch gefahrlos zu lösen.

FW, 100-70

Runde 3: Oliver Thust (Kadetten)

Zu diesem Spiel fällt mir eigentlich nicht sonderlich viel ein, außer, dass meine ersten fünf Dabo-Versuche alle erfolgreich waren (allesamt mit der magischen Zahl 3) und damit schon die halbe Miete für den Sieg eingefahren war. Zwar hätte ich mich beinahe noch selbst um den Sieg gebracht und Kressari gelöst ohne ein bat’leth im Gepäck zu haben, womit ich bei 95 Punkten ohne Chance auf weitere Punkte gelandet wäre, doch ausnahmsweise fiel es mir doch noch rechtzeitig auf. Zum Glück kam das bat’leth gleich im nächsten Zug. War auch höchste Eisenbahn, denn Oliver hatte bis dahin auch schon zwei Missionen gelöst.

FW, 100-70

Runde 4: Jens Beilstein (Klingonen)

Auch Jens spielte ein schnelles Deck; darüber hinaus hatte er den Vorteil, mittels Son’chi mein Dabo komplett aus dem Spiel entfernen zu können. (Gegen Ulf konnte ich die Karten ja aus dem Discard Pile dank Mardah wieder recyclen.) Die entscheidende Karte die mir zum Sieg verhalf war eine Skeleton Crew, die ich auf Survey New World packen konnte, eine Mission die Jens dank des Schwerts von Kahless mit 3 Leuten hätte machen können. So musste er mit 6 Leuten rangehen, ich konnte ihn nochmals stoppen und meinerseits den Sieg einfahren.

FW, 100-70

Nach diesem Spiel stand der Deckcheck an, den ich ohne Beanstandung hinter mich brachte.

Runde 5: Tobias Rausmann (Kadetten)

Wenn ich mich recht erinnere waren nach Runde 4 Tobias und ich die einzigen, die noch ohne Niederlage unterwegs waren. Tobias’ Kadetten starteten wie erwartet schnell. An seiner ersten Mission riskierte ich alles und versuchte ein Where No One Has Gone Before an den Mann zu bringen, doch die Kadetten meisterten diese Hürde problemlos, nicht zuletzt weil Tobias vorher dank Stricken Dumb einen sicher geglaubten Stop durch Full Security Alert erfolgreich umging. Damit war schon mal ein wichtiger Zug verschenkt. Zu allem Überfluß schenkte ich Tobias durch den Gametext eines Dabo Girls einen zusätzlichen card draw, er ihm prompt Luther Sloane ziehen ließ. Der böse Geheimdienstler zerstörte mein Rule #141 und, was bedeutete, dass ich meine letzte Mission anstatt mit Strength 14-Moriks mit 7-ern angehen musste und daher mit 6 Leuten attempten musste. Und Dilemmas gelegt zu bekommen war bei meinem Deck ja nun so was von überhaupt nicht eingeplant... Auch wenn mein Deck recht gut mithalten konnte, so musste ich dennoch Tobias letzten Endes den zwar knappen (ich hätte im nächsten Zug fertig gemacht), aber völlig verdienten Sieg überlassen.

FL, 65-100

Leider bestand Tobias den anschließenden Deckcheck wegen einer Kleinigkeit nicht, so dass ich unverdienterweise offiziell weiterhin ungeschlagen unterwegs war. Da sein Kadettendeck jedoch hervorragend funktionierte war ich aber überzeugt, dass Tobias es trotzdem in die Finals schaffen würde. Bei mir war das aufgrund meines MW in der ersten Runde schon unwahrscheinlicher, zumal ich in der entscheidenden Runde auf einen völlig unbekannten Gegner traf, von dem ich nur wusste, dass er wie ich bisher nur gegen Tobias verloren hatte.

Runde 6: Jirka Paska (Bajoraner)

Jirka spielte ein extrem schnelles Bajoraner-Vedek-Deck. Der neue Bareil, DM-Jadzia, die vielen hohen Integrity-Personen, dazu Cheater-Interrupts und Borum für immensen Speed. In diesem Spiel lief jedoch alles für mich: Sowohl mein Dabo funktionierte so gut wie immer, dazu zog Jirka lange kein Schiff. Außerdem hatte ich auch in diesem Spiel das Dilemma-Glück für mich gepachtet: am ersten Planeten stoppte ich die Bajoraner mit einem einzelnen Rogue Borg Ambush, beim zweiten Versuch kamen dann Skeleton Crew und Necessary Execution hinterher. Am zweiten Planeten gelang mir eine Hard Time/Unknown Microorganism Combo, einen weiteren Zug gewann ich durch Agonizing Encounter. Ich schätze dieses Spiel war nach weniger als 20 Minuten vorbei, denn wenn ich Jirkas Notizen richtig gelesen habe hatten wir beide nur jeweils 6 Züge.

FW, 100-70

So landete ich, für mich völlig überraschend, nach 6 Runden mit 17 Siegpunkten auf dem ersten Rang und zog damit bei meinem zweiten Grand Prix zum ersten Mal in die Finals ein.

Halbfinale: Marc Schütze (Klingonen/Romulaner)

Marc war ein weiterer Spieler den ich bisher noch nie getroffen hatte, jedoch glaubte ich seinen Namen in Berichten über die 1E-Szene schon desöfteren mal gelesen zu haben. Mit seinem Dual-HQ-Deck machte er mir ziemlich zu schaffen: Dank Brainwashing holte er mir einen Reed (nicht gut...), einen Morik (Aua!) und später noch Ishka (im Lategame eher unwichtig) von der Hand, was mich ein wenig ausbremste. Viel schlimmer war dagegen die Tatsache, dass er mir zwei meiner drei Dabo! durch proben mit seinen romulanischen Bonuspunkte-Karten unter mein Deck packen konnte. Daher dauerte es eine Ewigkeit bis endlich beginnen konnte Dilemmas unter meine Missionen zu schaufeln (an normales attempten und gestoppt werden war angesichts potentiell schießwütiger Klingonen und keinerlei Verteidigung gegen Killer-Dilemmas nicht zu denken). Ich konnte mich aber dann doch noch relativ gut ins Spiel zurückkämpfen und war kurzzeitig sogar in Führung. Leider machte ich irgendwann mal den Fehler, mittels eines Secret Identity K’mtar auszusortieren. Marc spielte im nächsten Zug prompt einen weiteren K’mtar von der Hand, downloadete dank einer Party Atmosphere zwei Exemplare des neuen Events Destiny Reset direkt in den Core, und vernagelte mir so meine letzte Mission. Mein Brunt konnte nur eines davon zerstören, mit dem zweiten stoppte Marc dann die richtige meiner beiden Crews. Das Time-Out wurde gerufen, und Marc löste im letzten Zug dann endlich seine Space-Mission und holte dank Getting Under Your Skin noch die nötigen Bonuspunkte für einen Modified Win. Dieses Spiel war für mich persönlich insgesamt das knappste und auch unterhaltsamste des Wochenendes; Marc hat ein extrem spannendes Spiel für sich entschieden und zog somit verdient ins Finale gegen Tobias Rausmann ein.

MW, 70-75

Mir blieb damit nur das Spiel um den dritten Platz. Gegner: Matthias Weller (Kadetten)

Matthias hatte in unserem ersten Spiel an diesem Wochenende (von insgesamt 3 Partien) einen guten Start, jedoch kam auch ich relativ flott in die Gänge. Ich gewann das Spiel schließlich dank eines Fake-Attempts mit 6 Mann, bei dem Matthias genug Dilemmas einsetzte um meinem 3er-Team mit den beiden Moriks einen gefahrlosen Durchmarsch zu ermöglichen – ein einziges Timescape oder Skeleton Crew hätten in diesem Fall die Niederlage für mich bedeutet, doch auch dieses Mal war das Glück auf meiner Seite. Jirka, der das Spiel beobachtet hatte, erklärte mir anschließend noch, dass ich viel zu viele Dilemmas umsonst gespielt hatte, da nur eine von Matthias’ Crews den nötigen Anthropologen für seine letzte Mission dabei hatte. Ist mir ein Rätsel wie der Gute am Ende der 8. Partie dieses Tages noch so den Überblick bewahren konnte, aber gerade so etwas zeichnet wohl einen starken Spieler wie Jirka aus. Jedenfalls war auch dieses Match denkbar knapp, und Matthias hätte im nächsten Zug lösen können.

FW, 100-70

Trotzdem war ich mit dem dritten Platz mehr als zufrieden, bedeutete dies doch, dass ich auch dieses Jahr mit einem Pokal im Gepäck die Heimreise antreten konnte.

Nach dem verpassten Abendessen (böse unflexible Jugendherbergskantine) gabs die allseits beliebte Awards-Zeremonie. Ich durfte nicht nur eine der begehrten Auszeichnungen überreichen, sondern auch selbst eine in Empfang nehmen. Herzlichen Dank dafür an die Verantwortlichen, und an Alexander Bank für die netten Worte, hat mich wirklich sehr gefreut!

Pünktlich zum Casino Royale-Turnier kam dann auch endlich die bestellte Pizza für Jirka und mich. Dem CR-Format stand ich nach Studium der Regeln zunächst etwas skeptisch gegenüber, jedoch stellte sich diese Variante schon bald als sehr unterhaltsam heraus. Ich entschied mich auf Risiko zu spielen und versuchte mich an meinem Voyager-Planeten-Deck. Die Taktik dabei war, durch aggressives Attempten und Ausnutzen der noch nicht so bekannten Cheater wie Chakotay („Das Biest“), Cavit und Lyndsay Ballard in Verbindung mit Cluttering Irrelevancies die Dilemmastrategie meiner Gegner auszuhebeln und so an Chips zu kommen. Das stellte sich als erstaunlich erfolgreich heraus: Ich attemptete teilweise schon im zweiten Zug, verhinderte Stops mit Chakotay, und schraubte mittels Cavit und Cluttering meine Attribute in die Höhe. So verließ ich den ersten Tisch, an dem neben mir noch Lars Flitter, Daniel Sinner und Tobias Gmeiner spielten, mit einem ansehnlichen Plus von 35 Chips.

In der zweiten Runde saß ich mit den anderen drei Chipleadern am Tisch, nämlich Tobias Rausmann (Ferengi), Sandra Stieß (Voyager), und Jirka Paska (Bajoraner). Auch hier wurde die Voyager-Crew einmal fahrlässig unterschätzt, ein anderes Mal kam es mir zugute, dass Sandra ihre Aftermath/WNOHGB-Kombo auf mich spielen durfte – an der ich ohne Probleme vorbeikam, was man von dem Outclassed, welches Tobias hätte legen wollen, nicht behaupten konnte. So gewann ich auch diese Runde, diesmal mit einem Plus von 37 Chips. Damit holte ich mir auch den Turniersieg, für den es neben zwei heißbegehrten Turnierfoils auch Unmengen kostbarer Call-to-Arms-Rares gab.

Im Dangerous-Missions-Draft war ich dann wieder weniger erfolgreich. Meine Starfleet-Crew hatte nach drei Runden einen Sieg gegen Tobias Meyer erzielen können, musste sich aber Matthias Weller und Jens Petritzki geschlagen geben. Die vorderen Plätze waren daher für mich nicht zu erreichen.

Der Sonntag brachte schließlich das höchst amüsante Farpoint-Format. Zu meinen Klingonen draftete ich für die ersten beiden Spiele Cardassianer mit hohem Cunning, später, als ich Stärke bzw .Integrity-Missionen gedraftet hatte schwenkte ich um auf Jem’Hadar, und schließlich im letzten Spiel auf Föderation. Bevor ich vor der fünften Runde zeitbedingt droppen musste hatte ich drei Siege und eine Niederlage eingefahren, was für meine Verhältnisse im Sealed ja durchaus eine zufriedenstellende Bilanz war.

So ging dann auch die GP Con 2006 für mich zu Ende, und abgesehen von den obligatorischen Verspätungen auf der Heimfahrt war es für mich ein rundum gelungenes Wochenende. Daher an dieser Stelle auch noch mal ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligten, insbesondere Thorsten Wanek, Lars Flitter und Jens Petritzki für die souveräne und reibungslose Leitung der Turniere; Sandra für die Pizzabestellung und die weitaus angenehmeren Dilemmas; Alex Mosbacher und Tobias Gmeiner für die Karten die sie mir geliehen haben; Stefan Perau für die Unterstützung im Teamplay; Ulf Benjes für den Fahrservice zum Burger King; und Nick Yankovec dafür, dass er mich überredet hat das Dabo-Deck überhaupt erst mit nach Celle zu nehmen.

Johannes Klarhauser