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Die Europameistschaft 2004 in Utrecht

Foto-Galerie - Ergebnisse - DGMA Reports

Es ist nun schon ein paar Tage her, doch natürlich möchte ich den zuhause gebliebenen einen kleinen Einblick auf die Geschehnisse der EM nicht verwehren. Zwar kann ich leider nicht viel zu den ersten paar Tagen sagen, da ich nur am Finaltag in Utrecht war, doch haben unsere Spieler einiges erlebt, was man hier und dort auf den Messageboards vernehmen konnte. Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle an Martin Felber und Christian Wenger für ihre Finalplätze auf dem Maiden Voyage sowie an Lars Klatt für seinen Sieg des Day1!

Bereits am Samstag trafen Sebastian Kirstein aus Berlin und Nelson Cazon aus Braunschweig bei mir ein, da uns Lars Flitter am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe abholen wollte. Kurz nach fünf Uhr ging’s dann los und wir vier machten uns auf den Weg nach Münster, um dort noch den Deutschen Vizemeister Tobias Rausmann aufzusammeln und zu fünft weiter nach Utrecht zu fahren. Kurz nach neun waren wir dann auch schon am Nationaal Denksportcentrum und trafen auf Nick Martinussen, einen Spieler aus NRW, der uns von der durchwachten Nacht her entgegentorkelte... Wir waren als richtig! :-)

Insgesamt 41 Spieler hatten sich angemeldet, unter anderem auch viele Österreicher, die uns herzlichst begrüßten – schließlich kannten wir uns ja schon seit den letzten Europameisterschaften und von meinem Besuch in Graz Anfang des Jahres. Auch die Spanier waren wieder mit neuen phantasievollen T-Shirts dabei, diesmal fehlte aber einer, statt dem aber zwei neue Spieler mitgekommen waren – alles in allem also ein deutliches Mehr an Spielern gegenüber den letzten Jahren! Unter der Leitung des einigen als ehemaliger Ambassador von NRW bekannten Vasco Spieckermann (zusammen mit LotR-Mann Klaus Westerhoff) startete dann die erste Runde, in der Christian Wenger (Österreichischer Ambassador) das Bye bekam, welches in der zweiten dann auch Lars erwischte. Nick hatte sich wohl noch nicht von der vergangenen Nacht erholt und wollte es an diesem Tag trotz Qualifikation leider etwas lockerer angehen lassen und spielte daher später auf einem LotR-Sealed mit...

1. Runde gegen Josef Lemberger (Österreich)

Josef war mir schon seit langem als verlässlicher eBayer bekannt und wir hatten uns zum ersten Mal auf der letztjährigen EM in Amsterdam getroffen, damals aber nicht gegeneinander gespielt. Wir wussten also beide nicht was zu erwarten war, gingen aber gelassen an das erste Spiel des Tages heran und wollten beide einfach Spaß an der Sache haben. Und so war es dann auch, denn obwohl Josef zu Beginn ziemlich mit Bonuspunkten über Prejudice and Politics (ja, er spielte Romulaner) und At What Cost? zulegte und ich dann mit meinem Aventures of Captain Watters Deck nachlangte, haben wir dabei nie die gute Laune verloren. Stattdessen beglückwünschten wir uns gegenseitig zu gelungenen Aktionen (Wie kommt man an Overwhelmed vorbei?) und schließlich konnte ich mit maßloser Knappheit diese Partie gewinnen – nachdem das Time Out bereits erfolgt war und wir die letzte noch spielende Partie waren...

2. Runde gegen Marc Piret (Belgien)

Nach den Romulanern kamen die Klingonen... Marc Piret, ein sehr sympatischer Ambassador, den ich zwar schon mal gesehen, gegen den ich aber ebenso noch nie gespielt hatte, trat mit einem klassischen Klingon-Solver an: Brute Force, Investigate Alien Probe und Rescue Prisoners waren seine Missionen, an Personnel kamen das Blutschwur-Quartett sowie William„Master of the Universe“ Riker dazu. Doch erst mal fehlte Riker und Marc attemptete seine Investigate Alien Probe mit einer kleineren Crew, was dazu führte, dass ich durch eines der Dilemmas seinen einzigen Anthropologen tötete. Als nächstes kam dann Kor, doch auch er starb – und Jadzia Dax ging es in der nächsten Runde nicht besser! Also drei Anthropologen rausgekickt bevor er endlich lösen konnte und dann auch im Eiltempo seine Rescue Prisoners löste. Ich hatte derweil einen ordentlichen Start mit meiner Valiant, fürchtete mich aber vor evtl. tödlichen Attacken meines Gegners und ging nur zögerlich an die Weltraummissionen heran. Das wurde mir fast zum Verhängnis, doch durch ein knappes Blocken an Brute Force gelang mir in der Folgerunde noch ein knapper Sieg! Viel zu knapp, um mir große Hoffnungen auf weitere siegreiche Spiele zu machen...

3. Runde gegen Christian Wenger (Österreich)

Gegen Christian hatte ich bisher zweimal gespielt –beide mal in Graz, das eine davon in seiner Küche ;-) Auch heute trat er wieder mit dem Dominion an, wahrscheinlich mit dem gleichen Deck, das er schon auf dem Maiden Voyage erfolgreich gespielt hatte. Während mein Deck diesmal optimal startete kam Christian nur langsam voran, was vor allem an den teueren Foundern lag. Dennoch startete er als erster einen Missionsversuch, dem ich ihm aber glatt vereiteln konnte. Danach kam mein Attempt und Christian machte leider den Fehler, die Karte Rite of Emergence außer Acht zu lassen, womit ich mich durch sein Rogue Borg Ambush hindurchwand und meine Planetenmissione Avert Danger für 35 Punkte löste. Da ich dank der Valiant und ihrem Captain noch über genügend Range verfügte, machte ich mich auf zur nächsten Mission. Leider legte Christian mir aus Versehen ein Planetendilemma und so hatte ich in einer Runde um 70 Punkte als noch davor... Dafür kam ich bei Christians neuem Attempt auf den Geniestreich, Talosian Trial mit dem bereits gelegten Forsaken zu kombinieren, was Christian eine freie Mission zuschob – den Fehler mit dem Dual-Dilemma sollte ich zwar nicht an diesem Tag, aber auf einem späteren Turnier wiederholen... (aaargh)
Schlussendlich war mein Vorsprung dann aber zu groß und auch meine Running a Tight Ship kamen zur rechten Zeit, womit das Spiel nach kurzer Zeit zu meinen Gunsten entschieden war. Sehr schade, denn gerade gegen Christian hätte ich gerne ein interessanteres Spiel gehabt :-(

4. Runde gegen Nicholas Yankovec (England)

Nicholas war ein englischer Spieler und machte seiner Staatsangehörigkeit als Gentleman alle Ehre. Auch er trat mit einem Dominion Solver an, der aber anders als Christians Deck kaum Founder enthielt sondern mehr auf Jemmies und ein paar ausgewählte Vorta setzte – vor allem aber auf Remata’Klan, der ein Dominion Personnel aus einer Random Selection heraushalten kann. So legte er auch ein schnelles Spiel hin und überwand meine Personal Duty glatt, indem er erst mit Remata’Klan und dann durch Stricken Dumb ein Leadership aus der Selection hielt und dann kein Personnel mehr zum Stoppen verblieb! Jedenfalls hatte ich gegen diesen Gegner kein leichtes Spiel und erst nach und nach holte ich durch die Vorteile meiner beiden Running a Tight Ship sowie durch massiven Einsatz meiner Skill-Manipulatoren (Rite of Emergence, Mission Briefing, Confessions in the Pale Moonlight, We’re Mutants) auf und konnte diese Runde nur für mich entscheiden, da Nicholas beim ersten seiner zwei Mission Attempts in der ersten Runde geblufft hatte und ich kein Dilemma legen konnte – also noch Counter für Dilemmas gegen das zweite Team zur Verfügung standen. Uff, verdammt knapp...

5. Runde gegen Wolfram Pulsfort (Deutschland)

Nach vier Siegen in Folge war klar, dass ich auf jeden Fall ins Viertelfinale kommen würde – genauso wie Wolfram, der wie ich noch kein Spiel verloren hatte. Somit sollte diese Runde um nicht mehr und nicht weniger als den Sieg genau dieser Runde entscheiden, doch mit einem Auge auf’s Rating schielend legte ich es darauf an, zumindest einen Pulsfort zu schlagen (Christian Pulsfort hatte in der Vorrunde verloren und wurde daher hinter uns gepaart). Aber auch sonst verlief diese Runde interessant, denn tatsächlich war gerade Wolfram mein einziger Gegner mit einem wirklich neuen Deck, welches ich so noch nie zuvor gesehen habe! Er spielte eine Mischung aus Cardassianern mit der Reklar samt Captain, um durch Running a Tight Ship und zusätzlich Damar weniger Dilemmas gelegt zu bekommen. Ergänzt durch Lore eine geniale Mischung, da die Cardies ja gerade durch das leichte Lösen ihrer Strength-Missionen bekannt sind und ohnehin schon mit wenig Personen attempten können. Doch Wolfram zog mehr als schlecht (ich hatte sein Deck vorher sehr gründlich durchgemischt *g*) und hatte erst nach einem Dutzend gespielter Events genug Personnel im Spiel, um sich am Kressari Rendevouz zu versuchen. Zwei Dilemmas reichten, um sein Schiff aus dem Rennen zu werfen und ihn stranden zu lassen. Doch langsam kam er wieder hoch und machte sich an seinen anderen Missionen zu schaffen, konnte mich aber nicht mehr einholen, obwohl er mir ordentlich mit der Tsiolkovsky Infection zusetzte... mein fünfter Sieg in Folge!

Nun hatte ich als einziger alle fünf Runden gewonnen und war damit nicht nur im Viertelfinale, sondern hatte mich wohl auch zu einem der Favoriten empor gespielt. Da ins Viertelfinale nur die besten acht Spieler kamen, war für meine Reisebegleiter eine Runde zusehen angesagt, weswegen sich Lars, Sebastian und Tobias in den Zuschauerbereich hinter mich setzten und meinen Fanclub bildeten ;-)

Viertelfinale

Neu auf dieser Europameisterschaft war die Aufgliederung des bekannten Finales in Viertel- und Halbfinale, weswegen nach der sechsten Runde auch Schluss mit dem normalem EM-Turnier war. Nun wurden der erste Platz gegen den achten, der zweite gegen den siebten usw. gepaart, was für mich ein Rückspiel gegen Nicholas Yankovec bedeutete, der als bester Spieler mit zwei Niederlagen knapp den Einzug ins Viertelfinale geschafft hatte (er hatte neben mir noch gegen Christian Pulsfort verloren). Also ein bekannter Gegner dachte ich mir und machte mir Hoffnungen, in diesem Spiel erneut siegen zu können. Doch das Unglück, welches Wolfram zuvor widerfahren war, war nun auf mich übergegangen und ich zog so schlecht wie noch in keinem Spiel mit meinem Deck! Es dauerte ungezählte Runden, bis ich genug Personnel zum Attempten meiner ersten Mission beisammen hatte, während Nicholas schon zwei Runden zuvor damit begonnen hatte. Doch dann begann die Aufholjagd und während mein Gegner an seiner dritten Mission zugange war, hatte ich schließlich meine ersten beiden Missionen gelöst, eines seiner Stir Crazy mit einem Kevin zerschlagen und die ersten Dilemmas an der dritten Mission überkommen! Nicholas blieb cool und spielte ein Complications, machte dann aber doch einen nervösen Attempt mit zehn Personen an seiner Weltraummission, obwohl auf seinem Schiff bereits eine Gomtuu Shockwave lag. Ich zog nach Einsatz von Stir Crazy und Unexpected Difficlties genau das, was mir in dieser Situation als einziges helfen konnte: Quantum Filement und Gravimetric Distortion! Also legte ich alles an Dilemmas was ich benutzen konnte zusammen und packte es meinem Gegner vor’s Schiff... Und dann machte ich einen verhängnisvollen Fehler, der zwar nicht zwingend über Sieg und Niederlag entschied, aber doch meine einzige Chance auf die Wendung des Blattes zunichte machte: Nicholas kam nicht mehr am Quantum Filament vorbei, woraufhin ich ihm ein Personnel stoppen konnte, bevor er auf die Gravimetric stieß. Damit wurde durch das Quantum Filament als zweiten Damage Marker vor jedem weiteren Dilemma ein Personnel gestoppt. Doch ich vergaß in der Eile (der TD stand schon mit der Uhr im Blick neben dem Tisch) den Remata’Klan meines Gegners und zeigte ihm schon das nächste Dilemma – woraufhin er natürlich wusste welche Skills er brauchen würde und entsprechend einen seiner drei Engineers aus der Random Selection heraushielt! Ich hätte zwar noch einen Engineer ziehen können, zog aber mit den verschlechterten Verhältnissen daneben und die Gravimetric Distortion schlug fehl. Bedenkt man, dass mein Gegner zu diesem Punkt wirklich nur noch die Chance auf Sieg oder ein zerstörtes Schiff hatte, endete dieses Spiel so spannend für uns beide, wie wahrscheinlich kein anderes Spiel zuvor! Jedenfalls konnte Nicholas damit lösen und kam ins Halbfinale (gegen den Österreicher Jean-Pierre Spendier), während ich damit nach nur einem verlorenen Spiel raus war. Schade eigentlich (und ehrlich gesagt war ich innerlich noch zwei Tage am Fluchen *g*) aber Nicholas schaffte immerhin sogar den Einzug ins Finale gegen Christian Pulsfort, weswegen ich dann doch nicht mehr ganz so verärgert war, gegen ihn verloren zu haben ;-)

Wie bekannt ist, siegte Christian Pulsfort dann aber auch im Finale (nachdem er die Deutschen Johannes Winter und Frank Grieger zuvor in den Finalrunden besiegte) und ist damit nach einer gloriosen Reihe von Turniersiegen (zwei Territorials, ein Maiden Voyage und die Deutsche Meisterschaft) und dem Vizemeister-Titel im Vorjahr verdient Europameister 2004 geworden. Also wünsche ich ihm viel Glück auf der Weltmeisterschaft, vielleicht holt er ja als erste Europäer den begehrten Titel :-)

Nach dem Viertelfinale hatte es mein Fanclub auf einmal sehr eilig und wir fuhren flugs noch zu einem chinesischen Restaurant, um auf den mehr oder weniger erfolgreichen Tag anzustoßen. Aber dennoch hatten wir glaube ich alle viel Spaß gehabt und danach ging’s zurück nach Deutschland und rein in die Klausuren-Phase ...

Jaglom Shrek